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Lärm and the City

13.04.2022 Albert Leiser

Schönheit liegt, so sagt man, im Auge des Betrachters. Sinngemäss trifft dies auch auf den Lärm zu. Was dem einen Lärm ist, ist dem andern Musik in den Ohren.

Und ich denke dabei keineswegs in erster Linie an Autoposer, die ihre Motoren dröhnen lassen müssen, oder die Streetparade. Nein, Lärm ergibt sich oft einfach, wo Menschen dicht an dicht festen, feiern, essen, trinken, lachen. Gewissermassen als Nebenerscheinung des Lebens. Wer geniesst ihn nicht manchmal, den Lärm, der seine Quelle in der puren Lebensfreude hat. Nicht jeder ist gleich stark lärmempfindlich und niemand ist es jederzeit gleich stark. Es kann sogar eine Rolle spielen, wer den „Lärm“ verursacht. Die eigenen Kinder lärmen bekanntlich nie, nur die fremden. Stille ist auch etwas Wunderbares. Ich liebe sie. Und manchmal brauche ich sie auch. Aber nicht immer und nicht überall. Und vor allem: Wenn sie mir wichtig ist, suche ich sie nicht dort, wo die Stadt am stärksten pulsiert.  

Zürich lockt mit seiner Attraktivität internationale Firmen und Touristen aus aller Welt an. Die Stadt bietet auf vergleichsweise wenig Raum alles, was sonst nur in riesigen Metropolen zu finden ist. Von der unvergleichlichen Lage ganz zu schweigen. Zürich ist ein wunderbarer Ort zum Leben, Arbeiten, Studieren, Einkaufen, für Museums- und Konzertbesuche, gastronomische Erlebnisse und, und, und. Und nicht zuletzt wegen seines Nachtlebens. Das Gesamtangebot macht den Reiz aus. Seinetwegen wollen so viele in die Stadt ziehen.  

Die Diskussion um den Lärm droht nun dieses Zusammenspiel zu zerstören. Gewiss, Lärm kann die Gesundheit schädigen. Niemand sollte ihm dauernd ausgesetzt sein. Aber so flexibel unser Gehör ist, dass wir Lärm je nach Situation anders empfinden, so flexibel sollten auch die Gesetze sein, welche ihn regeln. Wer sich für ein Leben in der Stadt entscheidet, träumt wohl kaum von einer ländlichen Idylle. Ein gewisses Nebeneinander von Verkehr und Wohnen sollte ebenso möglich sein, wie von Nachtleben und Wohnen. Dass mit Lärmklagen bereits mehrere grosse Wohnbauprojekte gebodigt worden sind, muss zu denken geben. Sollen hier flächendeckend dieselben Ruhebedürfnisse wie auf dem Lande gelten, wird die Stadt über kurz oder lang ihre Attraktivität verlieren.