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Bauen in Zeiten der Pandemie?

17.02.2021 Albert Leiser

Es wird viel darüber diskutiert, wie die Pandemie sich auf die Architektur auswirken dürfte. Wird man nach Corona noch nach altem Muster bauen können? Oder werden die Bedürfnisse sich so geändert haben, dass neue Wohnungsgrundrisse und neue Einrichtungsideen entwickelt werden müssen?

Auch ich habe einige Gedanken dazu an dieser Stelle festgehalten. Das war im August. Die Lage hat sich seither insofern geändert, als wir länger mit Corona werden leben müssen als wir damals hofften. Wir werden die Sache in den Griff bekommen. Da bin ich mir sicher. Aber ein rasches Verschwinden von Corona ist wegen der ständigen Mutationen unwahrscheinlicher geworden. Homeoffice bleibt uns vielleicht doch länger erhalten. 

Darüber, welche Konsequenzen bei Wohn- und Städtebau daraus zu ziehen sind, muss debattiert werden. Zweifellos. Ich denke aber, dass es vordringlichere Probleme gibt. Eines davon, die Geschäftsmieten, habe ich mit einem Postulat aufgegriffen, dieses wurde vom Gemeinderat einstimmig angenommen. 

Ein anderes hat noch wenig Beachtung gefunden: Die Bremsspur der Pandemie scheint bei den Architekten angekommen zu sein. Wir hören verschiedentlich, dass Architekturbüros Arbeit suchen. Überraschen kann das nicht. Zwar werden aufgegleiste Projekte bisher noch weitgehend weitergeführt, aber in Zeiten der Unsicherheit wird man mit neuen zurückhaltend. Ein typisches Beispiel sind die SBB, die wegen der Corona-bedingt angespannten finanziellen Lage ihre Investitionen um rund 700 Millionen Franken reduzieren. Haben Architekten heute keine Arbeit, trifft es morgen den Hochbau und übermorgen das Baunebengewerbe. Die Verzögerung dürfte ein bis anderthalb Jahre betragen. Was es für die gesamte Konjunktur bedeutet, wenn es dem Bau schlecht geht, brauche ich sicher nicht weiter zu erläutern. Lassen Sie sich daher durch die Pandemie nicht ins Bockshorn jagen. Schieben Sie allfällige Baupläne nicht hinaus. So schnell ändern sich Wohngewohnheiten und –bedürfnisse nicht. Und wer weiss, wie schwer es nachher sein wird, Architekten zu finden, wenn alle wieder gleichzeitig bauen wollen